In den USA, Mainland des Kulturkampf, entwickelt sich eine neue Bewegung, die Cannabisgetränke gegen Wein positionieren will. Die Wineparty stellt die Frage: Warum nicht beides?
Die USA sind seit jeher das Land des Alkohols – und damit ist nicht zwingend Wein gemeint; ganz im Gegenteil. In den USA ist „Jetzt nen Drink?“ eine Alltagsfloskel. Und mit Drink ist meist ein Glas Scotch oder amerikanischer Bourbon gemeint.
Die Prohibition, also das totale Alkoholverbot für Restaurants, Bars und den Handel zwischen 1920 und 1931/32 war eine Folge des unglaublich enthemmten Alkoholkonsums der US-Gesellschaft, der dazu führte, dass fast ein Drittel (!) der erwerbstätigen Männer nicht mehr in den Arbeitsmarkt integrierbar war und ihre Familien nicht mehr ernähren konnten. Folglich war es verständliches Begehr der Wirtschaft und vor allem der Ehefrauen, dem Alkohol einen Riegel vorzuschieben – das Verbot auch von Weinen war eben Kollarteralschaden.
Doch wenn sich mit berauschenden Genussmittel Geld verdienen lässt, dann sind „die Amerikaner“ weit weniger puritanisch als es den Anschein hat. Und so sind es auch die USA, wo in vielen Bundesstaaten der Konsum von THC-Cannabis bereits seit mehreren Jahren erlaubt ist, wo Start-Ups am richtigen Verkauf und vor allem am Marketing von THC-Produkten, also reinem und wirkungsmächtigen Cannabis, arbeiten. Und da haben einige Start-Ups einen neuen Markt entdeckt: Cannabishältige Getränke, die das gute Glas Wein am Abend ersetzen sollen – das Glas Wein, das bei uns „Kaminwein“ heißt.
Wer nun denkt, die wahnsinnige Regierung des wiedergewählten Sonderlings Donald Trump werde hier einen Riegel vorschieben, der irrt. Die neuen, teil rechtsradikalen Ultrarechten in den USA machen gegen Cannabis und Co. offenbar sichtlich keine Front. Und auch vom kommenden Impfgegner-Gesundheitsminister Kennedy jr. ist nicht bekannt, dass er sich vehement gegen das Kiffen oder eben Cannabisgetränke ausspricht. Kann noch kommen, wird wohl nicht kommen.
Das Glas Cannabistrunk am Abend, so können wir seit gestern auch auf Zeit-Online lesen, erspare den Konsumenten am Morgen danach den Kater, also das Kopfweh. Nicht nur, dass auch Zeit-Online das völlig falsche Narrativ befördert, auch der minimale Genuss von Alkohol verursache einen Kater, so ist erneut aufzumerken, dass Wein, nach dem tatsächlich massiv gefährlichen Rauchen, zum Feindbild gestempelt werden soll. Denn die Cannabisgetränke werden nicht gegen Drinks mobilisiert, sondern nur gegen Wein, ausschließlich gegen Wein.
Dieser neue Krieg gegen Wein, der so schnell nicht nach Europa überschwappen wird; diesem neuen Krieg gegen Wein gilt es schon heute vorsorglich zu begegnen. Und zwar mit Umarmung als Einhegung. Die Wineparty stellt also die doch provokante Frage: Warum beschäftigen sich deutsche Winzer nicht jetzt schon mit der Entwicklung von Cannabisgetränken, die aus reinem, autochthonen Cannabis aus biodynamischen Anbau „gekeltert“ werden?
Denn dass dieses „Ding“ kommen wird, halten wir in der Wineparty als gesichert. Warum also keine Flasche Cannabis anbieten? Es muss ja nicht THC, sondern kann auch HHC (die mildere Variante sein). Zuerst ein Glas Haschisch und dann ein Glas Spätburgunder? Denn dass das Glas Spätburgunder einen Kater macht: davon kann man mit Sicherheit nicht ausgehen.
Beherrschen statt bekriegen. Ist vielleicht jetzt schon nen Gedanken wert. Oder?
Was als “Wein” verstanden wird, ist in Europa doch ein ziemlich hermeneutisch geschlossenes Ding. Natürlich knabbern da an allen Enden und Ecken schon neue Dinge – wie auch übrigens etwas ältere in Form von “Obstweinen”. Bald werden wir dazu was aus Irland berichten können. Der zentrale Punkt an Wein ist aber doch irgendwie der Alkohol und dessen bekannte und vertraute Wirkung. Dass hier bald nun was anderes drin sein sollte können sich wohl viele nicht vorstellen.