Heute wollen wir davon berichten, dass wir vor ein paar Wochen im Burgund waren und dort den Jahrgang 2021 verkostet haben. Da gibt es Generelles zu berichten. Eben über diesen Jahrgang 2021, denn 2021 war ein kompliziertes Jahr für die Winzer im Burgund. Und es war ein Weinjahr, das bei den meisten Betrieben nicht die Kosten einspielen wird, die 2021 aufgerufen hat.
Wir waren bei den Weingütern Domaine Georges Roumier, Domaine Etienne Sauzet, Domaine Michel Niellon, Domaine Pierre-Yves Colin-Morey + Caroline Morey, Domaine Antoine Jobard, Domaine Ballot Millot, Domaine Roulot, Domaine Comte Armand, Domaine Tawse, Domaine Hubert Lamy, Domaine Dujac, Domaine Amiot Guy et Fils, Domaine Marquis d’Angerville, Domaine Claude Dugat + La Gibryotte, Domaine Anne Gros, Domaine Armand Rousseau, Domaine Dujac, Domaine du Comte Liger-Belair, Domaine Georges Noëllat, Domaine Paul Pillot, Domaine Leflaive, Domaine des Lambrays, Domaine Emmanuel Rouget, Domaine Vincent Girardin. Eine lange Liste, die in langen Tagen abgearbeitet wurde. Nicht ohne Freude freilich. Aber mit wenig Schlaf.
2021 begann als Horror: Spätfröste (nicht so vernichtend wie 2016), dann Hagel, nochmal Hagel, nochmal Hagel, Regen, nochmal Regen, nochmal Regen, dann Starkregen – dann alle Rebstock-Krankheiten, die das Weitere dazu taten, dieses Jahr, als Arbeitsjahr, schnell vergessen zu wollen. Gerade für nachhaltig arbeitende Betriebe sind solche Jahre der reine Horror, denn die Ernteeinbußen liegen in solchen Jahren zwischen 70 bis 80 Prozent. Das ist ein Lesegutschwund, den nur solche Winzer leichter stemmen können, die mehr als einen Jahrgang auf der Bank liegen haben. Und den haben nicht alle liegen, egal wie die Weine gerühmt werden, egal wie nachgefragt sie sind.
2021 hat aber ein Happy-End, wenn man von einem Happy-End sprechen kann, denn 2021 kam dann im späten Sommer und im Herbst doch noch an vielen Tagen eine kräftige Sonne zum Tragen. Und ebene diese sonnigen, sehr warmen Tage ließen das Lesegut, das überlebt hatte, noch kräftig reifen, sodass wenige, aber ziemlich exzellente Weine in die Flaschen gezogen wurden. Und dennoch ist es ein anderes Jahr als 2017, 18, 19, oder 20 – alles Jahre, die im Großen und Ganzen normale Weinjahre waren (die durch die Klimaerwärmung auch seltener werden).
Denn aus 2021 trinken wir Burgunder alten Stils. Weniger üppig, weniger Creme, mehr fast schon drängende Eleganz, massiv Finesse, glasklare Frucht und vielschichtiger denn je. Und die angemessene Säure sorgt auch dafür, dass 2021 kein so genannter Gastro-Jahrgang wird, also ein Jahrgang, der jung getrunken werden sollte, vor allem im Ausschank, sondern ein Jahrgang mit ausreichend Lagenpotential vor 20 und weit mehr Jahre.
Was wir aus 2021 zu trinken bekommen sind also keine „Burgunder neuen Stils“ und auch keine Weine, die man – und das ist meist richtig so – erstmal 5-7 Jahre im Keller verschwinden lassen sollte, sondern Burgunder beider Weinfarben, die gleich mal glänzen und dieses gleich Glänzen über Jahre behalten werden. Wir trinken Burgunder, wie es sie früher aus solchen, immer noch seltenen Jahren schon gab. Wir trinken moderne Tradition, die mit den Verhältnissen umzugehen weiß. Und die, in einer Region mit einer mehr als 700 Jahre echten Weinkelter- und Weinhandelsgeschichte, immer das Beste aus dem macht, was das Lesematerial hergibt. Und, so ziehen wir unser Fazit, das Lesematerial aus 2021 hat sehr viel hergegeben. Für viele exzellente Weine, auch jene der einfachen Kategorien Gebietswein oder Dorflage, die aber allesamt, dem Jahr geschuldet, nur in wenigen Gebinden landeten – ein schlechtes Jahr für die Glasindustrie.
Unser Tipp: Planen Sie ihre Käufe gut, denn irgendwann sind diese wenigen Flaschen großer Burgunder dann auch weg. Und es sind Burgunder, die, eben wegen dieses seltsamen Ab-und-Auf-Jahres, in den kommenden Zeiten sehr gefragt sein werden. Schlicht deswegen, weil sie gleich und doch anders sind. Schlicht deswegen, weil sie auch 2030 und 2040 überraschen werden. Es sind Weine, über die man dann beim Entkorken sagt: „Ah, aus diesem eigenartigen Jahr, in dem dann doch alles irgendwie gut wurde.“