Ziegler: “Du hast Du schon meine Venediggeschichte gelesen, den Entwurf?”
Klimek: “Ja, zur Hälfte, das war ja nicht zu Ende zu lesen, das ist ja langweiliger als eine Hausübung für Siebentklässler.
Ziegler: “ja.. ja, aber Du hast gesagt, ich kann schreiben?!”
Klimek: “Naja, da werde ich mich wohl geirrt haben. Ist mir anderswo auch schon so gegangen”.
Ziegler: “Was machen wir jetzt?”
Klimek: “Nichts!”
Ziegler: “Na geh, das war voll aufwendig, von Venedig da nach Mazzorbo rüberzufahren, wir hatten eh wenig Zeit wegen der Biennale und konnten nur schwierig jemanden beim Weingut erreichen, weil Winterpause war.”
Klimek: “Na gut, dann erzähl halt weiter.”
Ziegler: “Also wir sind mit dem Vaporetto von Fondamente Nove Richtung Burano und eine Station vor Burano ausgestiegen, in Mazzorbo, außer uns ist dort keiner aus, man sieht vom Weingut auch nicht wirklich was… das Video von der Vaporettofahrt magst Du nicht sehen..”
Klimek: “Bitte nein. Aber wie heißt das Weingut eigentlich?”
Ziegler: “Venissa. Der Signatur-Wein heißt auch so. Ist eigentlich ein kleines Ressort, sogar mit einem Michelin-Stern, eine Osteria und ein Hotel.”
Klimek: “Teuer?”
Ziegler: “Ein Sternebetrieb. Genaue Preise sahen wir nicht, da die Osteria und das Restaurant in Winterpause waren. Sah aber ziemlich fein aus, muss man sagen, im Restaurant gibts ausschließlich Fisch der Lagune und Gemüse aus dem eigenen Garten.”
Klimek: “Und dann, was weiter?”
Ziegler: “Der Rebgarten und auch das Weingut sind von einer ehemaligen Klostermauer umgeben – ein Cru also, eine Monopollage. Man kann aber jederzeit rein, es ist ‘open to the public’ wie man sagt. Die reine Rebfläche auf Mazzorbo sind nur 0.8 Hektar, auf der Nachbarinsel gibt’s auch noch etwas Bestand.”
Klimek: “Hattet ihr ein Tasting gebucht?”
Ziegler: “Ja uns nur mit dem WINEPARTY-Logo aufzudrängen war mir zu peinlich und zu schnorrerisch. Ich hatte daher ein Tasting gebucht, wir waren die einzigen, übrigens. Begonnen hat es mit einer Besichtigung des Gartens und einer kurzen Einführung – magst Du das Video sehen?”
Klimek: “Bitte quäl mich nicht mit Deinen Videos. Du kannst es ja dann irgendwo mal posten, dann später. Was war die Quintessenz?”
Ziegler: “Okey. Also. Die bauen dort den ‘Dorona die Venezia’ an, eine ausgestorben geglaubte Rebsorte. Die wurde Jahrhunderte in Venedig angebaut, dann aber im 20. Jahrhundert wurde die Rebfläche in Mazzorbo und auf viele anderen Inseln einmal durch Flut und einmal durch eisigen Frost komplett zerstört. Auf einer Nachbarinsel hat man dann aber etwas später einen winzigen Bestand gefunden, den aufgepeppelt und seit 2006 in Mazzorbo wieder angebaut, 2011 war der erste Jahrgang vom Bianco…”
Klimek: “..Ah, einen Roten gibt’s auch!”
Ziegler: “Ja, später, ich bin noch nicht fertig, du bringst mich immer ganz durcheinander.. also, wo war ich? Ja, also, wie auch immer, jedenfalls war es nicht einfach, dort wieder Rebfläche zum funktionieren zu bringen, es gab natürlich auch Ärger mit Behörden und was auch immer. Jedenfalls jetzt klappt es, der Weingarten hat hohe Biodiversität, eben auch mit Obst und Gemüse dazwischen. Die Wurzeltiefe endet bei knapp 60 cm, darunter ist schon Lagune..”
Klimek: “Muss salzig sein, der Wein?”
Ziegler: “Ja, beim Tasting dann ist es gleich aufgefallen, die salzige Note”
Klimek: “Und, was habt ihr probiert?”
Ziegler: “Vor allem mal eben den Venissa, das Signature-Produkt, davon unterschiedliche Jahrgänge. Der Venissa hat eine schöne goldene Farbe mit bernsteinfarbenen Reflexen und hat Aromen von Honig, Quitte, vielleicht ein bisschen Pfirsich und eben Salz. Liegt lange auf den Schalen, also Haltbarkeit. Eigentlich schon sehr fein, die älteren Jahrgänge sogar extra fein. Produziert werden maximal 3000 Halbflaschen im Jahr. Dann gibt’s noch eine zweite Variante, den ‘Venuse’, eine easy-drinking Variante, die man weniger ehrfürchtig behandeln muss, der wird nur im Betontank…”
Klimek: “Tu bitte nicht so als würdest Du Dich auskennen!”
Ziegler: “Okey ich hab’s nachher auch ein wenig gegoogelt, aber es war schon ein bisschen auch so!”
Klimek (seufzt): “Und der Rote?”
Ziegler: “Eine Cuvee aus Reben von einer Nachbarinsel, die den Swarovskis gehört…”
Klimek (lacht): “Trifft man dort den Karl-Heinz Grasser…”
Ziegler: “Sehr witzig, den Scherz hatte ich auch in meiner Story drin, da fandest Du ihn nicht gut”
Klimek: “Vermutlich war ich an dem Tag auch nicht gut drauf, okey, was weiter?”
Ziegler: “Ja, wir hatten dann alle Bianci und einige ältere Jahrgänge probiert, die wirklich gut waren. Das Ambiente war nett, wir plauderten dann auch mit Luca, unserem Host, der brachte noch weitere Jahrgänge, sprengte den Rahmen des Tastings. Irgendwann waren wir dann schon angeheitert. Wir wären noch gerne zum Essen geblieben, aber es war eben Winterpause”.
Klimek: “Du hast Halbflaschen gesagt, goldenes Etikett, könnte sein, dass ich ihn kenne?”
Ziegler: “Ja, Halbflaschen mit einem Blattgoldetikett, das auch in Venedig gefertigt wird, wie auch die Flasche selbst aus Murano kommt”.
Klimek: “Ziemlich protzig das Ganze…”
Ziegler: “Einen Moment hatte ich das auch gedacht, aber es ist auch irgendwie dann doch wieder stimmig, der professionelle Betrieb, die Vision, das Geschichtsbewusstsein, den Wunsch etwas Wertiges herzustellen und wertvoll zu umhüllen.”
Klimek: “Und, hast mir wenigstens ein Flascherl mitgebracht?”
Ziegler: “Leider nein, nur Handgepäck beim Flieger!”
Klimek: “Immer die selbe Ausrede. Bestellst was für Weihnachten?”
Ziegler: “Ja, vielleicht für die Feiertage, die Halbliter kostet € 160.-, ja sie ist es wert, aber ich muss erstmal schauen, welche Kunden diese Woche noch zahlen. Aber vielleicht fliegen wir im Frühsommer mal wieder nach Italien und bleiben zwei oder drei Tage auf Mazzorbo.”
Klimek: “Klingt eh alles ganz interessant! Warum schreibst Du nicht einfach ordentlich und witzig drüber und ersparst mir die Manöverkritik?”