Was zählt der Winzer da für Rebsorten auf; Rebsorten, deren vergorene Säfte sich alleine nur in einer Flasche Weißwein finden sollen? Es sind irre viele. Und von vielen hat man noch nie gehört.
Also los: Weißburgunder, Grauburgunder, Chardonnay, Riesling, Furmint, Sauvignon Blanc, Roter Muskateller, Scheurebe, Roter Furmint, Gewürztraminer, Gelber Traminer, Roter Traminer, Jubiläumsrebe, Neuburger, Grüner Veltliner, Blauer Wildbacher, Rotgipfler, Zierfandler, Roter Veltliner, Blauer Sylvaner, Weißer Heunisch, Roter Heunisch, Weißer Kadarka, Weißer Orleans, Pinot Noir, Welschriesling, Elbling, Grüner Sylvaner, Gelber Langstieler, Donaumuskateller, Adelfränkischer, Blaukölner, Blauer Elbling, Weisser Gutedel, Roter Elbling, Ortlieber, Honigler, Roter Gutedel, Trollinger, Kleinberger Kerner, Tauberschwarzer, Zinfandel, Bourguignon, Gelber Augster, Gouais Noir, Rotgestreifter Heunisch, Schwarzer Heunisch, Blaue Frankentraube, Frühburgunder, Pinot Meunier, Weißer Tokayer, Bouquet-Silvaner, Kleinedel, Moscato Giallo, Blaue Thunerrebe, Auxerrois, Blauelbling, Bettlertraube, Goldriesling, Frühe Magyartraube, Weißer Veltliner, Schwarzurban, Muscaris, Frankenthaler Süßschwarzer, Affenthaler, Hartblauer, Grünfränkisch, Muskat-Gutedel, Weißer Räuschling, Weißer Lagler Roter Pamid, Schlehentraube, Blauer Arbst, Blauer Hängling, Weißer Traminer, Urban rot, Mohrenkönigin, Rotblättriger Wildbacher, Roter Muskateller, Schwarzer Malvasier, Blaue Vorzügliche, Ortlieber, Früher Gelber, Kleiner Burgunder, Primitivo, Weißer Gänsfuß, Fütterer, Oeil de Morion, Balint, Luglienga, Scheuchen, Gueuche weiß, Dodrelyab, Gelber Kracher, Später Blauer Räuschling, Muskat Madresfeld, Trollinger x Cornet, Lemberger, Black Prince (Süßschwarz Krim), Gueche Rot, Kadarka, Roter Veltliner, Dvas, Professor Meiertraube, Heunisch locker, Semillion, Noir Menue, Malvasia Bianca, Elbling (Zappendorf rechts), Fränkischer Burgunder, Orleans Heidelberg, Kleiner Fränkischer Burgunder, Heunisch locker-kurz, Orleans Antes, Juhfark, Schwarzblauer Riesling, Blauer Traminer, Manzoni Bianco, Roter Riesling, Damaszener blau, Bourboulenc, Laska, Gambro Anglais, Steinschiller, Gänsefuss, Muscat de Madére, Agostena Rossa, Orientale, Cabernet Blanc, St. Georgener Rebe, Noir hatif de Marseille, Fromenteau Blanc.
All diese Rebsorten in einem Wein? Unmöglich? Nein!
Dieser Wein heißt Gemischter Satz Buchertberg Weiß 2020 (für € 18,50 bei samovino.com) und wird seit ein paar Jahren von Gottfried Lamprecht in seinem Weingut Herrenhof Lamprecht in der Südoststeiermark, nahe der ungarischen Grenze, gekeltert. Lamprechts Gemischter Satz ist ein österreichischer Wein, weil die Reben in steirischer Erde wurzeln. Genau genommen ist es aber ein Wein der Donauländer, inklusive Franken in Deutschland und Teile Ostfrankreichs, denn Lamprecht hat diese irre Zahl Rebsorten aus vielen Regionen mitgehen lassen, ist ab und zu sogar über Zäune gestiegen, um seltene Triebe in Beschlag zu nehmen. Lamprecht sagt: „Da sind sogar ein paar Sorten dabei, die ich bis heute nicht kenne.“
All diese Rebstöcke aus gekaperten Trieben stehen heute Reih und Glied in seinem erst ein paar Jahre alten Weingarten am Buchertberg, wo der Avantgarde-Winzer am elterlichen Hof mit dem Weinbau begann. Freilich keltert Biowinzer Lamprecht noch ein Dutzend anderer, teils autochthoner Sortenweine, doch sein Gemischter Satz ist – und so wollte Lamprecht das ja auch – sowohl Bestandsaufnahme als auch Archiv jener Rebsortenvielfalt, die einst in Mitteleuropa vorherrschte. Und ist so auch Beweis des verlustig Gehens durch Regeln und Normen.
Ja: Nicht jede dieser Rebsorten verdient es einzeln ausgebaut zu werden. Und doch trinkt man mit diesem Gemischten Satz einen perfekten Wein, zu dessen Perfektion auch das Zusammenspiel eigentlich minder interessanten Sorten gehört, das in Summe eine eigene Sorte herausdestilliert, die es eigentlich nicht gibt: eine Sorte namens „Alles von Allen“
Gemischter Satz: das war jene bäuerlichen Methode, die der adeligen Methode vom Reinsortenausbau entgegenstand. Ganz einfach aus jenem Grund, weil die einfachen Winzer dem einfache Volk immer Weine keltern mussten. Auch in schweren Jahrgängen, in welchen einzelne Sorten, die nicht reif wurden von anderen Sorten, die die Reife erreichten, aufgefangen werden mussten. Der Adel und sein Reinsortenausbau hingegen konnte von den in Fässern gelagerten Jahrgängen gut zehren, wenn die Wetter ein Jahr in die Regentonne tauchten.
Dieser Text erschien zuerst in anderer Form in der WELT am SONNTAG.
Ich glaube manchmal bei solchen Monstrositäten, ihr trinkt euch diese Weine schön. Finde ich gut.