Ein schlechtes Zufalls-Video, mieser Ton und noch dazu Hochformat. Trotzdem exklusiv, denn Gerhard Retter kostet hier die neuen Sekte von Felix und Klaus-Peter Keller und befindet diese Säfte als Disruption des Gängigen. Muss man die deutsche Sektgeschichte neu schreiben?
Klaus Peter Keller, Weingut und Person, und die Wineparty haben kein nachgerade gutes Verhältnis miteinander. Grund dafür ist (angenommen) auch ein Bericht über Keller in der WELT am SONNTAG aus dem Jahr 2014, in dem Weinparty-Chef Manfred Klimek Kellers Weine als ausgezeichnet aber nicht sensationell beschrieb. Und deswegen wurde Klimek von der Wineparty in Sachen Keller-Berichterstattung (das Weingut, nicht das Gewölbe) abgezogen. Und Gerhard Retter, der kundigere und sicher diplomatischere Weinenthusiast, gebeten, über die Keller-Sekte zu berichten.
Retter sagt (nicht im Video): Die beiden Sekte, ein Blanc de Blanc (Chardonnay) und eine Grand Cuvée aus 2018 (Pinot-noir und Chardonnay) wurden von Trauben aus der kalkhaltigen Lage „Schwarzer Herrgott” (hart an der Grenze zur Pfalz) gekeltert; von Weingärten, die teilweise neu ausgepflanzt wurden (Dichtpflanzungen mit bis zu 10000 Stöcken). Für Retter schlagen die Kellers, vor allem der Schaumweinfan Felix Keller, damit ein neues Kapitel auf – nächstes Jahr, wenn die 2018er auf den Markt kommen. Im Jahr danach, also von Ende 2025 an, kommen dann auch die Jahrgangssekte auf den Markt. Gerhard Retter befindet im Gespräch mit der Wineparty: „Diese Weine sind als Erstlingswerk ein Hammer.“
Gerhard Retter über den Blanc de Blanc: „Genau wie er sein soll: kleines Laserschwert, etwas Kreide, Reduziertheit auf Maximum, Kante, Streichholzabrieb und dann doch auch Brioche und extrem trinkige Züge.“ Und dann, wie Retter sagt: „Auch Geißblatt und Weißdorn, gering Lilie“. Beim Geißblatt musste die Redaktion googeln.
Auch die Perlage zeigt Retter an, dass hier sehr langsam und sehr genau gearbeitet wurde. Zudem: „Felix Keller wirft da der Champagne einen Fedehandschuh hin, sagt: Seht her, was wir hier in Deutschland können.“
Und dann gibt es noch den Rosé-Sekt – den schon ab Anfang Dezember. Hier schreibt Sascha Speicher im Meininger Verlag:
„Doch bevor die erste Grande Cuvée in den Verkauf kommen wird, können sich die größten Keller-Fans schon einmal mit dem Rosé Prestige Brut Nature, Jahrgang 2018, einen Eindruck von Felix Kellers Sekt-Handschrift verschaffen. Die gerade einmal 200 Flaschen werden ausschließlich in ausgewählten Weinbars und Restaurants wie Steins Traube, Traube Tonbach, Laurenz, Brothers oder Jörg Müller zu finden sein und vermutlich geradezu verdampfen.“
Und weiter:
„Im April kommen dann die ersten 1.450 Flaschen der Grande Cuvée auf den Markt. Der Preis ab Hof soll bei 69 Euro liegen. Die Magnum soll dann fünf Jahre später verkauft werden. Mit der zweiten Edition, der Grande Cuvée N°002, wird die Menge dann bereits deutlich steigen, auch weil immer mehr neue Flächen in Produktion kommen werden. Die älteste Chardonnay-Anlage im Zellerweg am Schwarzen Herrgott, aus der die Chardonnay-Trauben der Grande Cuvée N°001 stammen, ist heute 15 Jahre alt. Die Menge wird sich je nach Jahrgang bei 7.000 bis 10.000 Flaschen einpendeln.“
Das was wir hier erleben, das sagen jetzt wir, ist das Heraustreten von Felix Keller mit seinem eigenen Werk. Give’im a warm welcome.