Low-Alkohol-Rotweine mit Finesse und Delikatesse? Sind die die Zukunft des unter Absatzmangel leidenden Rotweins? So müssten wir meinen, wenn wir auf reflektierte Stimmen hören. Doch retten gerade 2024 industriell hergestellte Rotweingranaten die oft bedrohlich schrumpfenden Absatzzahlen. Und das ist keine gute Nachricht.
Willi Klinger, ex CEO Österreichische Weinmarketing und Wein & Co, schrieb auf der Wineparty vor knapp zwei Wochen in einem Betrag mit schon extrem hoher Leserzahl von neuen, schlanken Rotweinen, die den schwindenden Rotweinverkäufen in Österreich (und Deutschland war da mitgemeint) Einhalt gebieten sollen. Sein Fazit: Die Winzer werden um eine Zeitenwende nicht herumkommen; die Winzer werden ohne delikate und bekömmliche Rotweine jenseits der Marmelade keine neuen Käufer mehr finden können, vor allem dort, wo Rotwein, wo alle Weine generell, auch trinkkulturell verschlagwortet sind: also bei den linksliberalen, liberalen und bürgerlich gemäßigt konservativen Schichten; überall dort, wo sie in Österreich und Deutschland bewusst Wein trinken.
Doch steigender Rotweinkonsum, so entnehme ich einem Artikel von Robert Joseph auf der seltsam unbekannten Plattform „Meininger-International“ (https://www.meiningers-international.com/wine/opinion/devils-advocate-higher-strength-wine-past-its-time-or-making-comeback?), wird ganz woanders und mit ganz anderen Weinen lukriert: vor allem in den USA und Australien mit Ausläufern in allen angloamerikanischen Ländern, also dort, wo im Gesamten rund ein Drittel aller Weine der Welt verkauft werden. Joseph schreibt: „Wir könnten mit dem Erfolg von Barefoot beginnen, der erfolgreichsten Weinmarke der Welt, die laut Statista einen Umsatz von 555 Millionen Dollar lukriert. Oder mit dem Erfolg von sortenübergreifenden Marken wie iHeart, die in mehreren Ländern vertreten sind. Dann könnten wir uns die weltweiten Anbau- und Verkaufstrends ansehen, die das anhaltende Wachstum einer kleinen Anzahl beliebter Sorten zeigen. Sind die Fachleute auf der ganzen Welt, die immer noch Cabernet Sauvignon und Chardonnay in den Boden pflanzen, allesamt uninformierte Idioten? Oder schauen sie vielleicht nur auf ihre aktuellen Verkaufszahlen und hören auf ihre Händler?”
Aber es gibt noch andere Stile, die in der doch kleinen Welt authentischer Weine selten anzutreffen sind. Joseph weiter: “Da wäre zunächst der über 200 Millionen Dollar schwere, auf die Millennials ausgerichtete Markt für in Bourbon-Fässern gereiften Wein. Mittlerweile gibt es über 60 Marken, darunter Mondavi, Beringer und Fetzer, und ein geschätzter Absatz von über 20 Millionen Flaschen, die nach amerikanischem Whisky schmecken und einen Alkoholgehalt von 14,5-15,5 % haben.”
Und: “Vielleicht können wir aber auch einen Blick auf eine offenbar sehr erfolgreiche Weinmarke namens XXL werfen, deren jugendliche Zielgruppe auf ihrer Website deutlich erkennbar ist. Die aromatisierten Weine der XXL-Reihe machen ihrem Namen alle Ehre und haben mit einem Alkoholgehalt von 16 % einen ordentlichen Punch (kein Wortspiel beabsichtigt). Mit Ausnahme des Cali Extreme 21, der 21 % aufweist. Die junge Marke wurde speziell für den US-amerikanischen Markt entwickelt und verwendet Wein aus Moldawien, dessen Herkunft auf der Website allerdings nicht erwähnt wird. In den ersten 10 Monaten des Jahres 2024 wurden offenbar rund 15 Mio. Liter dieses Produkts in die USA verschifft, was darauf schließen lässt, dass zumindest einige Amerikaner etwas Kraft in ihrem Glas haben wollen. Dann gibt es noch das noch frechere australische Gegenstück von XXL, Mullet. Diese ähnlich unverfrorene, jugendliche Marke bezeichnet einen ihrer Weine sogar als „Hard Shiraz“ und weist stolz auf seine 17 % ABV hin. Mullet-Weine werden in Australien landesweit über Dan Murphy-Geschäfte vertrieben, also muss sie jemand trinken.”
Vor allem Mullet nimmt sarkastisch auf die Low-Alkohol-Trinker Bezug und verspottet diese gleich auf der (grafisch genial jung gestalteten) Startseite. Mullet: das ist das, was VICE im Journalismus war als Weinerzeuger-Konzern. Und ja, dieses unverblümte, farbenfrohe Anti-Woke-Weinprogramm kommt mehr überzeugend rüber als die betuliche Welt der Awareness-Weinhändler, wo man oft die fast schon evangelikale-islamische Anti-Betäubungs-Linie immer mehr durchscheinen sehen kann. 2025 wird das Jahr sein, in dem die gesellschaftliche Spaltung auch in der Weinwelt massiv sichtbar sein wird – massiver als je zuvor. Und es kann gut sein, dass die so lange darbende und schrumpfende Weinindustrie dabei zu den Gewinnern zählt. Weil sie Wein das Craft-Beer-Konzept überstülpt: Halte dich nicht an Reinheitsgebote, genieße deinen Schluck kräftigen Alkohol. Fette Rotweine abgesagt? Eher das Gegenteil.
Christop Hammel via facebook:
Die Sache ist so einfach , wie Toastbrot essen . Niemand schert sich einen wtf darum , was Expert:innen sagen , oder was in Weinjournalien steht .
Es ist auch völlig schnurzpiep was in der größten Gruppe der Weinlieberhaber:innen auf FB , “Hauptsache Wein” von den 5 üblichen Kommentator:innen kontrovers diskutiert wird .
Die Gruppe hatte laut eigenen Angaben , damals , als ich selbige noch verfolgt habe , 14tsd Mitglieder . Klingt erst mal imposant , aber ich glaube bei der Gruppe der Analplugliebhaber:innen steht ein Nuller mehr hintendran .
Was will ich damit sagen ?
Ganz einfach , 80 % aller Weine in D werden im LEH vertickt .
Und , no idea , 90% unter 10€ EVP .
Parker ist für die Leute ein Anorak , Vinum was aus der Kirche und Falstaff , keine Ahnung , ein Film ?
Robert Weil war Heinz Rühmann’s bester Freund , oder der Erfinder der Buchstabensuppe , nur den Schneider kennen ein paar mehr und dafür muss man vor dem Mann zutiefst den Hut ziehen .
Die Leute machen es sich ganz einfach .
Sie trinken , was ihnen schmeckt und was sie sich leisten können und wollen .
Und ich mach das auch .
Kreidige , karge , kräuterig – entfruchtete Spätburgunder , zählen bei denen genau so wenig dazu , wie bei mir und schon überhaupt keine Naturals und Orange , und trübe Pet Nat & Co , die im Glas aussehen wie die auf Diabetis zu untersuchende Urinprobe von Tante Gisela .
Die Leute wollen das , was einst ein großer Verkoster für eine kleine , erlesene Gruppe auserwählter , Lordsiegelbewahrer der bacchantischen Kultur und der 5 ..6..Leute im kleinen Kreis des Weinbiz , mit einem Artikel anprangerte , dessen Headline ” Wehret der Verleckerung ” lautete .
Sie wollen leckeren Wein !
Aromatisch , fruchtbetont , sympathisch , zugänglich .
Nichts , wo man das Abitur nochmal nachmachen muss , bevor oder während man sich ein Glas gönnt .
Auch das nicht , was jeden Mensch , der in der Lage ist aus einem Bus zu winken , davon abhalten würde , seine Zunge in den Mund der neuen Bekanntschaft zu schieben , wenn der schlicht stinkt .
Spontistinker , nö , will keiner , außer Weinfreaks .
Und die sollten endlich mal akzeptieren und gerade jetzt , wo alle Produzent:innen um Absatz zu betteln scheinen , daß sie nicht der Markt sind !
Wenn die von Außerirdischen abgeholt werden , merkt der Weinmarkt das nicht .
Wenn aber morgen 50% aller Frauen , dem Weingenuß den Rücken kehren würden , ich wiederhole , die Frauen , sche☆ß auf die Männer , dann gehen in der Weinbranche die Lichter aus !
Nein , nicht 21% ige Rotweine sind der Markt , auch nicht 16 % ige Tanninprügel , genau so wenig wie 12% ige , sauer , karge , intellektuelle , “Arthouseweine” , sondern zwischen 13% und 14.5 %ige leckere Rote mit Frucht , ein bisserl Schoki & Vanille , zur Pasta und zur Pizza .
Und das kann niemand besser wie Italia ! Also die Pizza sowieso , aber eben auch diese Nero d’Avola Style Weine .
Es schmeckt einfach und es ist dieses gute , easy , mediterrane feeling und nicht dieses zwischen Kasernenhof und Vorlesungssaalgefühl , dieser erhobene Zeigefinger , “so geht Wein!” und wer das nicht zu schätzen weiß , ist geschmackliches Prekariat .
Die Menschen trinken was sie wollen und haben 0,0% Berührung mit der Welt , wie wir hier sie täglich erleben .
Sie haben völlig andere Probleme und Prioritäten und es interessiert sie einen absoluten Sch☆iß , ob wir das Lagensystem jetzt romanisch , oder klingonisch ausgestalten , ob es eine 50mg freie SO2 Obergrenze geben sollte , uvm .
Sie wollen einfach nur ein Glas Wein das ihnen schmeckt und bezahlbar ist .
Und was schmeckt bestimmen sie und nur sie und das in der Masse und das ist am ende der Markt .
Und da hat Dopio Passo im Rotweinbereich , als Marke , in Deutschland , die Nase vorn und zwar so weit vorne , daß nie
ein Deutscher Brand auch nur eine Rundungssumme von deren Performance werden könnte !