Das Resultat all der Jahre und Jahrzehnte – Der mithin gigantische Pinot-Noir „Tribute“ von Fritz Wieninger
Ja! Es geht um einen wahrhaft großen Rotwein! Und er kostet 130 Euro (0,75 l). Und er kommt aus Wien. Und er ist Tropfen für Tropfen sein Geld wert. Dieser Wein ist nationaler Stolz. Und auch der Stolz von Wien. Aber genug Pathos jetzt, wir wollen Stolz auch nicht zu viel raushängen lassen, denn meist tun das die Falschen. Kommen wir zur Sache, kommen wir zu Winzer und Wein. Und zuerst mal zu Land und Leute.
Österreich hat in Sachen Winzern und Wein eine in Europa singuläre Bedeutung, denn nach dem Weinskandal von 1985, der den Weinbau sozusagen auf Null stellte, ein Ground-Zero-Szenario; nach diesem Burning-down-the-Haus, wurde das Haus von einer jungen Generation Winzern wieder aufgebaut. Und diese junge Generation musste von einem kaum mehr vorhandenen Fundament aufbauen. Und sie baute auf, führte österreichischen Wein in die Welt und in die Bedeutung, die ihm zusteht: die Bedeutung Wein von Welt zu sein. Diese Generation österreichischer Winzer, die jetzt langsam das Rentenalter erreicht und deren Kinder die Höfe und Güter übernehmen, wäre einen eigenen Vorhang wert, vor den man sie zu holen hätte. Ein Weinkritiker hat uns mal gesagt: „Diese Winzer sollten die Politik übernehmen, denn sie können Krise und Krisenbewältigung aus dem ff.“ Und ehrlich: Da ist was dran.
Fritz Wieninger, der das Weinbaugebiet als Geschenk der Eltern im Namen trägt: Fritz Wieninger ist einer dieser Winzer dieser großen Legende österreichischer Winzer. Seine ersten Weine präsentierte er Ende der 1980er-Jahre, als „bluadjunga Bua“ noch im kulinarisch großartigen Heurigen der Familie. Und aus diesem Heurigenhof ist ein richtig großer Betrieb geworden, der Wien und der Welt jedes Jahr aufs Neue beweist, dass Wachsen kein Widerspruch zu Qualität und Exzellenz darstellt. Und auch kein Widerspruch zur Biodynamie, denn alle Weine von Wieninger werden fast überkorrekt nachhaltig gekeltert. Wenn es dann immer noch Winzer (oder Landwirte) gibt, die sagen: „Das geht nicht“, so kann man jenen entgegenschleudern: „Irrtum, das geht!“ Und es geht fürwahr formidabel.
Schon früh begann Wieninger je einen Chardonnay und einen Pinot-Noir auszuwählen und diese, jenseits der Tradition, als weltweit gültige Exzellenz zu keltern. Dieses Projekt schien vielen lange vermessen. Doch die Weine, der Select und der Grand Select zu Beginn dieser Entwicklung, zeigten, dass da einer eine Langzeitstudie begonnen hat, die keine Ende nehmen kann, so lange Winzer und Familie an diesem Projekt arbeiten.
Die nächste, die neue Stufe in diesem Langzeitprojekt ist der Pinot-Noir „Tribute“ aus 2019. Dieser Eindruck des ersten Schlucks, Anfang September, werden wir nie vergessen: Wir waren sprachlos wie selten. Ein Wein aus Österreich, ein Pinot-Noir, der großen Franzosen gleicht? Nein, viel besser: Ein Wein aus Wien, der deutlich macht, welch großartiges Weinbaugebiet diese Stadt (und damit auch dieses Land) ihr Eigen nennt. Und auch wahr und wirklich: In keiner anderen Stadt wird ein derart großer Rotwein, ein derart großer Wein überhaupt, gekeltert.
Und das Wichtigste: Dieser Wein ruft weder neue Weingartentechniken noch eine neue Kellertechnik auf; er ist schlicht und tatsächlich ergreifend das Destillat all der Jahre uns Jahrzehnte des Lernens, eines Lernens das Können wurde; er ist das beglückende Produkt des lebenslangen Forschens und Entwickelns eines der besten Weine der Welt aus ausgewählt selektierten Trauben: kühl, kräftig, elegant und wegweisend! Fritz Wieninger schreibt mit diesem Tribute österreichische Weingeschichte. Und nicht nur die alleine.
Uns freut auch, dass viele andere große Winzer darauf eine Antwort liefern müssen. Um ihre Exzellenz erneut unter Beweis zu stellen. Das alles ist Teil dieses enormen Wachsens, der schier unglaublichen Exzellenz österreichischer Winzer, die begreifen dürfen, was sie auch gesellschaftlich erreicht haben. Dieser Tribute ist der schönste Phönix aus der zurecht erkalteten Asche des Jahres 1985.